Meine Wanderschaft

 

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Vor 1000 Tagen wird‘s gewesen sein,

- ich zog derzeit durch dunkles, graues Tal,

da saß inmitten meines Weg’s geheim,

auf einer Ranke still im Sonnenschein

ein Schmetterling, so schillernd bunt bemalt.

 

Ich trat zwei Schritt ganz sachte zu ihm hin,

Und freundlich blieb er sitzen regungslos.

Ich hielt ihm meinen kleinen Finger hin,

Und er besah sich lange dieses Ding,

Dann flog er auf, ins Blaue, schwerelos.

 

Doch kehrte er sofort zu mir zurück,

Und setzte sich auf meine Nase zart.

Ich blickt‘ ihn an und war direkt entzückt,

Von soviel Anmut; soviel Lebensglück

Empfand ich, mir gefiel die leichte Art.

 

Er tanzte für mich ungeniert, voll Lust

Ganz seltsame Figuren bot er dar,

Und zeichnete voll Heiterkeit sogar

Das Glück da selbst, hinein in satte Luft,

Mir wurden schönste Schleifen offenbar.

 

Ein Unwetter vertrieb den kleinen Freund,

Es regnete und stürmte Tage lang.

Ich kroch in einen Bau, war wie betäubt,

Dort hab‘ ich süß von ihm manch Stund‘ geträumt

Mein Herz wurde derweil ganz klamm und bang.

 

Nach diesen Tagen ungeheurer Angst

Verwandelte die Welt ihr Anlitz sehr.

Es blühten unverhofft im schönsten Glanz

Zig Blumen, und ich flocht mir einen Kranz

Aus Rosen, deren Dornen schmerzten schwer.

 

Doch diese Krone war gar königlich,

Die ich mir leidlich auf mein Haupt gesetzt.

Mit Würde schlich ich nun durch das Dickicht,

Und suchte kühn im sanften Sonnenlicht

Den Luftikus, nach dem mich so gelechzt.

 

So schritt ich bald durch schönste Sommerluft

Doch hatte ich am Leben keinen Spaß.

Zuwider war mir dieser süße Duft,

Der mich beherrschte, gleichsam einer Sucht,

Und Sehnsucht in mir weckte, ohne Maß.

 

Seit Dutzenden von Monden irrte ich

Verzehrt, doch voller Hoffnung durch das Tal

Und suchte ringsum unter großer Qual

Den Schmetterling – und plötzlich fand ich dich

Auf einer wilden Rose, hell erstrahlt.

 

Er blickte mich unglaublich traurig an,

Mir war, als fragte er in leisem Ton

warum ich ihm nicht folgte, als der Sturm

uns trennte; denn ihm war wohl selber bang –

und wozu diese lächerliche Kron?

 

Mit Tränen in den Augen schwor ich schwer,

Hätt’ ich nur folgen können, wär’s gescheh’n

Er saß nur da und konnte nicht versteh’n,

Warum ich nicht so flatterhaft wie er.

Dann flog er weg, und ward nimmer geseh’n,

 

Um mich war’s ein für allemal gescheh’n.

 

© Wolfgang Unger, Juli 2000