Immer wieder

 

*

 

Immer wieder fällt ein Schatten

Still auf meine Seele nieder,

Lastet schwer darauf und alles

Ist so grau, ist mir zuwider.

 

*

 

Immer wieder grollt die Erde,

Aus der Ferne hör ich’s beben.

Ach – nun treiben kalte Winde

Dunkle Wolken mir entgegen.

 

Immer wieder ziehen Vögel

In die Fremde, in den Süden,

Lassen mich allein hier sitzen.

Könnt‘ ich doch mit ihnen fliegen.

 

Immer wieder bin ich einsam,

Steh‘ auf meiner Klippe oben.

Und die ganzen Weltenmeere

Schlagen schäumend hohe Wogen.

 

Immer wieder diese Fragen

Die mich quälen lange Nächte.

Was will mir das Schicksal sagen?

Was sind das für dunkle Mächte?

 

Immer wieder dieser Abgrund;

Kurz davor, den Sprung zu wagen.

Wie kann ich mein Leid ersticken?

Will nicht länger unnütz klagen!

 

*

 

Immer wieder fällt ein Sternlein

Aus dem schwarzen Himmel nieder,

Funkelt tief in meiner Seele,

Und belebt die schwachen Glieder.

 

 

© Wolfgang Unger, Feb. 2000