Eine verliebte Ballade für ein Mädchen namens Yssabeau
oder
Der Erdbeermund
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Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund, ich schrie mir schon die Lungen wund nach deinem weißen Leib, du Weib. Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht, da blüht ein schöner Zeitvertreib mit deinem Leib die lange Nacht. Da will ich sein im tiefen Tal dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.
Im tiefen Erdbeertal, im schwarzen Haar, da schlief ich manches Sommerjahr bei dir und schlief doch nie zuviel. Ich habe jetzt ein rotes Tier im Blut, das macht mir wieder frohen Mut. Komm her, ich weiß ein schönes Spiel im dunklen Tal, im Muschelgrund... Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
Die graue Welt macht keine Freude mehr, ich gab den schönsten Sommer her, und dir hats auch kein Glück gebracht; hast nur den roten Mund noch aufgespart, für mich so tief im Haar verwahrt... Ich such ihn schon die lange Nacht im Wintertal, im Aschengrund... Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund.
Im Wintertal, im schwarzen Erdbeerkraut, da hat der Schnee ein Nest gebaut und fragt nicht, wo die Liebe sei. Und habe doch das rote Tier sot tief erfahren als ich bei dir schlief. Wär nur der Winter erst vorbei und wieder grün der Wiesengrund! ...ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
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Francois Villon in der Nachdichtung von Paul Zech |
Eine kleine Liebesballade
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Im Sommer war das Gras so tief, Daß jeder Wind daran vorüberlief. Ich habe da dein Blut gespürt Und wie es heiß zu mir hinüberrann. Du hast nur mein Gesicht berührt, Da starb er einfach hin, der harte Mann, Weils solche Liebe nicht mehr gibt... Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.
Im Feld den ganzen Sommer war Der rote Mohn so rot nicht wie dein Haar. Jetzt wird es abgemäht, das Gras, Die bunten Blumen welken auch dahin. Und wenn der rote Mohn so blaß Geworden ist, dann hat es keinen Sinn, Daß es noch weiße Wolken gibt... Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.
Du sagst, daß es bald Kinder gibt, Wenn man sich in dein rotes Haar verliebt, So rot wie Mohn, so weiß wie Schnee. ... Im Herbst da kehren viele Kinder ein, Warum solls auch bei uns nicht sein? Du bleibst im Winter auch mein rotes Reh, Und wenn es tausend schönere gibt... Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.
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Francois Villon in der Nachdichtung von Paul Zech |